Marion Voigts Buchstöckchen

Auch Marion Voigt hat das Stöckchen gefangen und fröhlich bearbeitet. Lest mal rein. Und das Stöckchen? Weiter damit an Judith Arlt und Barbara Lösel – fangt schön, und viel Vergnügen damit!

Der weiße Rabe

Marion, welches Buch liest du momentan? Warum liest du das Buch? Was magst du daran?

Der weiße Rabe von Andrzej Stasiuk. Das lag jahrelang auf meinem Stapel ungelesener Bücher, bis ich dorthin fuhr, wo die Protagonisten eine »lausige Odyssee« machen, in die winterlichen Beskiden. Unwirtliches, tief verschneites Mittelgebirge. Aber selbst am Strand von Goa würde ich den Roman begeistert lesen. Sätze wie »Still flockte der Mond Metallstaub aus«. Oder: »›Was haben wir 1980 gemacht?‹ ›Das Übliche. Nichts.‹ ›Und 81?‹ ›Auch nichts.‹ ›Zweiundachtzig?‹ ›Dasselbe.‹« Unvergessliche Bilder, fabelhafte Dialoge, eine düstere Nihilistengeschichte. Kongenial übersetzt von Olaf Kühl.

Wurde dir als Kind vorgelesen? Kannst du dich an eine der Geschichten erinnern? Gibt es einen Protagonisten, in den/die du mal regelrecht verliebt warst?

Märchen! Das Mädchen mit den Schwefelhölzern. Sterntaler. Mit den Illustrationen in der gekürzten und ziemlich zerlesenen Ausgabe der Grimm-Sammlung.

In welchem Buch würdest du gerne leben wollen?

Zurzeit in Sunwise Turn. Ich würde mich in den Weihnachtsrummel in New York um 1920 stürzen, mit Madge Jenison Verlagsbestellungen auspacken und die Bücher in Manhattan ausfahren. Zusammen mit Peggy Guggenheim, die einen knöchellangen Mantel aus Maulwurfsfell mit pinkfarbenem Chiffonfutter trägt.

Welche drei Bücher würdest du nicht mehr hergeben wollen?

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Die Unendliche Geschichte. Aber die muss ich nicht körperlich besitzen, die ist im Herzen fest verankert. Ein sinnliches, bibliophiles Vergnügen bereitet mir die Eichborn-Ausgabe des Simplicissimus im goldgeprägten nachtblauen Leineneinband. Teuer ist mir Der Richtplatz mit der Widmung von Tschingis Aitmatow und seinem Übersetzer Friedrich Hitzer. Am 10. Juni 2008 starb Aitmatow in Nürnberg, ganz in meiner Nähe.

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Ein Lieblingssatz aus einem Buch?

»Und ihrer Brust entrang sich der erste Schrei.« Der grandiose letzte Satz von Simone de Beauvoirs Alle Menschen sind sterblich.

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