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„Künstlerinnen in New York“ beim Heidelberger Literaturherbst

Ok, das Lampenfieber hatte mich diesmal ziemlich erwischt – aber dann wurde alles sonntäglich stimmungsvoll, mit herrlichem Sonnenschein, klapperndem Kaffeegeschirr und gut gelaunten Menschen drinnen wie draußen. Inka Bankwitz von den BücherFrauen Rhein-Neckar stellte AvivA-Verlegerin Britta Jürgs und mich auf sehr symphatische Art und Weise vor. Anschließend erzählte Britta Jürgs noch ein wenig von ihrem kleinen aber feinen Verlag, der sich bereits seit 25 Jahren erfolgreich behauptet. Und dann war ich an der Reihe. In einem lockeren Wechsel von Fragen und Antworten und der Lesung einzelner Kapitel ergab sich hoffentlich fürs Publikum ein rundes Ganzes und ein echter Mehrwert zum Lesen des Buches. Im Anschluss durfte ich noch ein paar Bücher signieren und mit den verbliebenen Gästen plaudern und den Sonntagnachmittag genießen.

Danke an alle Beteiligten, die hinter und vor den Kulissen dazu beitrugen, dass die „Künstlerinnen in New York“ in Heidelberg ihr Debüt bekamen. Vor allem einen ganz lieben Dank an das Team vom Café Ly für den wunderbaren Rahmen und die leckere Versorgung! Und an Veronika Haas vom Heidelberger Literaturherbst für ihr riesiges Engagement in Sachen Literaturvermittlung im Großen und dieser Veranstaltung im Kleinen!

Premierenlesung "Künstlerinnen in New York" im Café Ly in Heidelberg am 24.9.2023, Foto: Richard Zinken
AvivA-Verlegerin Britta Jürgs und Autorin Stephanie Hanel während der Lesung, Foto Richard Zinken

Was macht eine Texterin eigentlich so?

Beruflich Marketingtexte schreiben? Das hätte mich früher abgeschreckt. Wo bleibt die Kreativität, der persönliche Spielraum, und was ist, wenn mich die Themen überhaupt nicht interessieren? Und überhaupt. Verkauft man da nicht seine Seele? Das kommt darauf an. Sehenswürdigkeiten einer Stadt vorzustellen ist nicht per se eine schlechte Sache. Und Werbung für Bücher? Da können Buchmenschen doch eigentlich gar nicht so viel dagegen haben, oder? Marketingtexte zu schreiben kann also sehr unterschiedlich aussehen. In erster Linie wird von den entsprechenden Agenturen viel Text in bestimmter Form gebraucht – und damit Menschen, die zielgerichtet nach bestimmten Anforderungen und ad hoc schreiben können. Zugegeben: Rund um die Uhr und unter Hochdruck wäre das kein guter Job mehr. Ich kann es mir glücklicherweise einteilen.

Auch meine Perspektive aufs Schreiben hat sich verändert. Der Druck, auf den Punkt zu schreiben und bestimmte Formate zu bedienen, bringt auch Professionalität mit sich und hilft ebenso freie Schreibprojekte zielgerichteter umzusetzen. Und was das Interesse angeht: Einfach überraschen lassen. Manchmal machten mir beim Recherchieren und Schreiben plötzlich Themen großen Spaß, von denen ich das gar nicht erwartet hatte.

Zu Beginn diesen Jahres konnte ich weiter über das spannende kulinarische und kulturelle Leben in Mannheim schreiben. Ich durfte u.a. nachhaltige Gastronomie vorstellen oder auch einen Einblick in die faszinierende Biennale der Fotografie geben, die in den Städten Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen stattfand.

Die Texterin Stephanie Hanel sieht sich das fertige Buch, an dem sie mitgewirkt hat, an.
Aufgeschlagen: Der Beitrag zur 1919 gegründeten Firma Ottobock, die auf technische Orthopädie spezialisiert ist. Ottobock versorgt Menschen mit verschiedensten Hilfsmitteln wie Prothesen, Exoskeletten, oder auch einem Neuromodulationsanzug, und verbessert so deren Lebensqualität.

Im Sommer war ich wieder an einem ehrgeizigen Buchprojekt zu deutschen Familienunternehmen beteiligt: „Aus bester Familie“ heißt es, herausgegeben von Dr. Florian Langenscheidt und bei Prestel erschienen. Mit zwei Kolleg:innen schrieb ich ‚um die Wette‘ die Texte für die „100 beispielhaften deutschen Familienunternehmen“. Es war eine schöne Gelegenheit, an längeren Texten arbeiten zu können und etwas tiefer in die jeweilige Firmenhistorie einzusteigen. Die Entwicklung von „Melitta“ im Nachkriegsdeutschland beispielsweise ist eine echte Kaffee-Küchen-Kulturgeschichte Deutschlands und durchaus erhellend in Sachen, was professionelles Marketing im Zusammenspiel mit nützlichen Produkten alles bewirken kann.
Als Schreiberfahrung nehme ich diesmal für mich mit, dass es sich immer lohnt, erst einmal ein Gefühl dafür zu bekommen, was dargestellt werden soll und was einem von der Außenansicht her interessant erscheint. Das hilft dabei, die vielen Fakten zu sortieren und die Rosinen herauszupicken. Aus den Vorgaben und den eigenen Ideen einen runden Text zu machen, ist jedes Mal eine kleine Herausforderung – das Gesamtwerk in den Händen zu halten immer eine feine Belohnung dafür.

Außerdem konnte ich dieses Jahr noch weiter dazulernen – nämlich, wie man suchmaschinenoptimierte Texte schreibt, sogenannte SEO-Texte. Ich muss zugeben, dass ich zunächst etwas zu optimistisch war und insgeheim dachte „so schwer kann das doch nicht sein“, aber wie bei den früheren neuen Formaten erforderte auch das Texten nach Keywords ganz einfach Übung. Was mir zunächst wie ein Zwang vorkam, also die Keywords möglichst gut im Text unterzubringen, wurde zwischenzeitlich zum texterischen Sport und ich musste überrascht zugeben, dass Texte durch passende Keywords auch besser werden können – besser für ihren Zweck geeignet, Menschen für Bücher zu begeistern und neugierig darauf zu machen.
Und ja, das ist natürlich Werbung, aber ich verstehe als Autorin sehr gut, dass Bücher zumindest erst einmal gefunden werden können müssen, damit sie anfangen, in dieser Welt zu existieren – über ihre bloße physische Erscheinung hinaus.

Fürs nächste Jahr freue ich mich auf die weitere Zusammenarbeit mit bewährten Auftraggeber:innen, muss aber auch wieder Ausschau halten – und finde hoffentlich neue Orte, an denen mein Schreiben gefragt ist! Auf grundsätzliche Zweifel habe ich gar keine Lust mehr und flexibel war ich schon immer – Hauptsache ich darf, ihr wisst schon was …

Lexikon der deutschen Familienunternehmen

Im November war es endlich soweit – ich konnte die druckfrische Ausgabe des „Lexikon der deutschen Familienunternehmen“ begutachten! Und eine digitale Buchpremiere gab es obendrauf. In dem Werk versammeln sich über 1000 deutsche Familienunternehmen in kürzeren und längeren Porträts. Produziert wurde es von Tempus Corporate / DIE ZEIT Verlagsgruppe und verlegt bei Springer Gabler. In einem Team von fünf Autor:innen hatten wir fast das ganze erste Halbjahr 2020 an den Einträgen gearbeitet, und eine Menge über Firmenkultur, Produkte und soziales Engagement erfahren, mal mehr und mal weniger begeistert, aber immer neutral getextet. Oft dachte ich mir „so klein war das also mal, und wow, Generationen bauen hartnäckig auf und bleiben dran.“ Manchmal wurden wir enttäuscht – ach, kein Familienunternehmen mehr – manchmal dachte ich mir im Stillen „außer Zukäufen nichts mehr gewesen“, und manchmal war ich so positiv überrascht, dass ich am Liebsten das Marketing gepusht hätte, endlich auch zu zeigen, was da alles Gutes passiert. Und echt beeindruckend fand ich maßgebliche Erfindungen zur Arbeitssicherheit und Medizintechnik. Wie auch immer: Hier ist es, das Lexikon, zu dem es kein Pendant gibt.

Aufgeschlagen: Die Doppelseite zu „Charlotte Meentzen“, gegründet von der Wegbereiterin der Naturkosmetik Charlotte Meentzen und ihrer Schwester Gertrude Seltmann-Meentzen 1930 in Dresden

New Yorker Tagebücher

Hier ist sie: Die Gesamtausgabe aller New York Tagebücher, inklusive der Blogbeiträge Briefe aus Brooklyn, die ich am 20. September 2020 im Rahmen des „6. Literaturherbst Heidelberg“ vorstellen durfte. Für diese Hardcover-Ausgabe bin ich noch einmal komplett durch die Texte gegangen, habe verbessert und präzisiert und gemeinsam mit Grafikerin Christine Kern viel Wert auf lesefreundlichen und einladenden Satz und schöne Schrift(en) gelegt. Wir sind beide rundum zufrieden mit dem Ergebnis – wer das authentisch geschilderte New-York-Abenteuer noch nicht kennt: jetzt gibt es eine schöne neue Gelegenheit dazu.

Die „New Yorker Tagebücher“ lassen sich direkt über den Online-Shop „Naturweinwelt“ erwerben und kosten 25 Euro (Hardcover mit Lesebändchen).

Sonnenfotografie und Buchkunst

Anna Atkins in der New York Public Library

Ich stehe in einem kleinen, abgedunkelten Raum der New York Public Library und staune über Anna Atkins , deren Werk ich hier zum ersten Mal sehe. Über die fotografische Methode, die sie verwandte, um die ersten mit Fotos illustrierten Bücher überhaupt herauszugeben, und über die Zeitreise, die hier so mühelos gelingt. Die Werke sind so perfekt erhalten, als wären sie erst vor kurzem angefertigt worden und die Ästhetik lässt sich ohne die geringste geistige Übersetzung direkt genießen – dabei stammen sie aus der Mitte des vorletzten Jahrhunderts. Ich denke, am meisten imponiert mir der Pioniergeist der Fotografin und ihre beharrliche Arbeit über Jahrzehnte. Wie konnte das alles gelingen?

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